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Kirche St. Valentin in Thonstetten und ihr Namenspatron

Zwischen Moosburg und Freising an der B11 liegt der kleine Ort Thonstetten. Das Dorf ist durch eine Rodung im Tannenwald entstanden. In Urkunden kann man nachlesen, daß der Erzpriester Rubo im Jahr 830 statt der Alten eine neue Kirche in Tannstettin (Stätte im Tannenwald) errichten ließ. Größer und schöner sollte sie werden, und Bischof Hitto von Freising weihte sie feierlich ein.

Verschiedene Stilepochen veränderten das Aussehen der romanischen Kirche immer wieder. So wurde im 15. Jahrhundert der Altarraum und der Turm dem gotischen Baustil angepasst. Der Turm mit seinem niedrigen Satteldach bekam ähnlich wie der Johannisturm in Moosburg Blendnischen mit Spitzbögen. Der Chor wurde niedriger und innen in Netzfrom gewölbt. Ein Fresko an der Außenseite des Chores verherrlicht das Altarsakrament mit der Ansicht von Thonstetten.

Das Gotteshaus betritt man durch eine barock Vorhalle an der Südseite. Der Innenraum ist neugotisch ausgestattet. Besondere Aufmerksamkeit verdient eine spätgotische Madonna am nördlichen Seitenaltar. Leider ist der Künstler nicht bekannt. Das wundervolle Aussehen und die vornehmen Gesichtszüge der thronenden Madonna weisen aber auf den Einfluß von Hans Leinberger hin. Die Thonstettener lieben ihre Madonna und wissen sie zu schätzen. Nicht weniger verehrt wird auch die barocke Marienfigur am rechten Chorbogen.

Der Hochaltar aus dem Jahr 1885 ist ein Geschenk von Georg und Elisabeth Wittmann aus Thonstetten. Er stellt die Namenspatrone der Stifter (Georg und Elisabeth) sowie den hl. Valentin vor. Seit dem Jahr 1403 wird der hl. Valentin als Kirchenpatron erwähnt. Eine rustikale Statue aus dem 16. Jahrhundert am hinteren Chorbogen und das Deckengemälde, das jüngeren Datums ist, zeigen den Heiligen. Er wird gerne als Bischof mit einem Kranken zu seinen Füßen oder mit einem Schwert, das auf sein Martyrium hinweist, abgebildet. Aus der Überlieferung wissen wir nicht allzuviel über sein Leben. Als römischer Wanderbischof wirkte er bei der Christianisierung in Passau mit. Der hl. Korbinian war ein besonderer Verehrer des hl. Valentins. Durch ihn kam dessen Patrozinium nach Freising.

Der Name Valentin bedeutet der Starke, der Gesunde. Er gilt als Patron der Bienenzüchter, vor allem der Verlobten und als Stifter einer guten Heirat. Betrachtet man die gegenwärtige Scheidungsquote, könnte man den Heiligen nur wärmstens empfehlen. Besonders wirksam war die Hilfe des Heiligen bei Kinderkrankheiten (Fraisen), bei Epilepsie (hinfallender Krankheit) und Seuchen im Stall. Bald fanden viele Wallfahrten und Bittgänge zum hl. Valentin statt. Aus nah und fern (Landshut, Erding, Freising...) zogen die Pilger nach Thonstetten. Sie nahmen oft beschwerliche Wege auf sich , um Heilung bei Krankheiten zu erflehen, um Buße zu tun oder für eine Gebetserhörung zu danken.

In Mirakelbuch, geführt von 1752 – 1803 sind handschriftlich weit über hundert Gebetsanhörungen nachzulesen. Dieses Buch wird in der Pfarrei St. Kastulus aufbewahrt. Es erzählt uns heute noch von den Sorgen und Nöten der Menschen, von ihrem starken Glauben und ihrer Frömmigkeit. Ein Beispiel aus dem Jahr 1756 läßt uns vielleicht das große Vertauen und die tiefe Sehnsucht nach Heil und Gottes Nähe erahnen:

"Anna Harthauserin, ehrbare Bäuerin zu Thonstetten, verlobt ihren Mann Simon in einer gefährlichen Krankheit mit alldem Hornvieh und Pferden zu dem hl. Valentin – mit gewissem Gebet, einer hl. Messe und Opfer im Stock – hat Hilfe erlangt."

Leider wurden im Jahr 1803 alle Wallfahrten verboten und später nicht mehr aufgenommen. Auch sämtliche Votivtafeln wurde vernichtet. So geriet der hl. Valentin und seine Wundertätigkeit immer mehr in Vergessenheit. Seit ungefähr 40 Jahren wird aber im süddeutschen Raum ein schöner Brauch gepflegt. Am 14. Februar, dem Valentinstag, schenkt man Menschen, die man gerne mag, Blumen. Mancher Leser wird sich fragen: Was hat dieser Brauch mit dem Heiligen zu tun? Vielleicht ist es nur die Idee eines geschäftstüchtigen Kaufmannes, der die Ladenkasse zwischen Weihnachten und Ostern zum Klingeln bringt. Eine Legende gibt uns die Antwort: Wie bereits erwähnt ist der hl. Valentin der Patron der Liebenden. Junge Menschen, die Probleme mit ihrer Patenschaft hatten, stand er mit Rat und Tat zur Seite. Er freute sich über ihr junges Glück und beschenkte die Paare gerne mit Blumen aus seinem Garten. Ist er nicht ein liebenswerter Heiliger, der es auf keinen Fall verdient, vergessen zu werden?

Ebenso drückt auch folgendes Gebet aus dem Mirakelbuch den Wunsch nach Erhörung aus:

 
 
 
 

St. Valentin durch deine Fürbitt,

Mich vor hinfallend Sucht behüt,

Auch andere Übel von mir treib,

und mach mich g’sund an Seel und Leib.
 
 

(Quelle: Waltraud Kalusch, Kirchen um Moosburg)

Die hl. Messe findet immer Sonntags um 9.15 Uhr statt.
 
 
 
  Pfarrei Sankt Kastulus
 
 
 
 
 
 
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letzte Änderung 31.05.2004